Bevor man nach Verboten ruft…

Bevor man nach Verboten ruft und auf sicherlich problematische Symptome hinweist, sollte man sich mit der geschichtlichen Entwicklung des Problems beschäftigen, gegen das man gerade anschreibt.

Margarete Moulin lässt uns in einem taz-Artikel wissen, das Prostitution ein Problem der Menschenwürde und nicht der Selbstbestimmung sei. Aufgrund der Folgen, die die Prostitution für die beteiligten Frauen habe, müsse sie verboten werden.

In Schweden ist der Paradigmenwechsel also gelungen. Kauf und Verkauf von Frauen werden dort als Verstoß gegen die Menschenwürde geächtet. Genau darum geht es: um Menschenwürde, nicht um Moral. Deswegen brauchen auch wir das nordische Modell.

Margarete Moulin

Geschichte des ProstG (ja, das ist die amtliche Abkürzung)

Ich lehne mich einmal weit aus dem Fenster und behaupte, ohne es nachgeschlagen zu haben, dass dieser Artikel in der Form, mit den Argumenten zu Beginn der 2000er auch in der FAZ hätte erscheinen können. Ich bin mir auch sicher, dass all diese Argumente damals bei der Beratung des Prostitutionsgesetzes schon von den Gegnern der Liberalisierung ins Feld geführt wurden. Wer sich selbst ein Bild machen möchte, kann das hier (die Gesetzesinitiative hat lediglich sechs sehr(!) lesenswerte Seiten) tun. ich erspare mir daher auch zur Vermeidung von Wiederholungen unter Verweis auf diese Gesetzesbegründung die weitere Auseinandersetzung in der Sache.

Auf ein besonderes Schmankerl – neben dem Umstand, dass Sebastian Edathy damals ein Mitinitiator des Gesetzes war – möchte ich aufmerksam machen:

„Wie doppelzüngig wirkt da die MeToo-Debatte, in der wir uns empören, wenn Frauen an Busen und Po gefasst wird, es aber voll in Ordnung finden, wenn man mit Frauen für 40 Euro weit mehr machen kann!“, sagt Leni Breymeier, SPD-Bundestagsabgeordnete.

Leni Breymeier, SPD-Bundestagsabgeordnete – zitiert nach Margarete Moulin

Ausblick? Ich hoffe nicht …

Gut, man kann jetzt natürlich auch aus „Fehlern“ lernen. Wenn das so weitergeht, erlebe ich den Tag vielleicht noch, an dem Margarete Moulin oder eine ihrer geistig Gleichgesinnten fordert, es müsse geschlechtergetrennte Clubs und Bars geben, weil Frauen (und auch einige Männer) dort sexuell belästigt würden.

Wenn man dieses ernste Thema richtig angehen möchte, sollte man bei den Lösungsvorschlägen auch die Erfahrungen mit vorhergehenden Versuchen, die sicherlich hässlichen Nebeneffekte der Prostitution zurückzudrängen, berücksichtigen. Anderenfalls richtet man mit seinen einseitigen Bemerkungen mehr Schaden an, als dass man den betroffenen Frauen wirklich hilft.

Eine mögliche (bessere) Lösung

Beim Lesen des Artikels musste ich sofort an das Glücksspiel mit all seinen negativen Folgen denken. Hier hat der Staat, bevor er ein Totalverbot verhing, einfach alles monopolisiert. Margarete Moulins Argumente sprechen ebenfalls vielmehr für eine staatliche Monopolisierung der Prostitution als für ein Verbot. Prostitution unter staatlicher Aufsicht mag zwar, wäre es wörtlich gemeint, witzig klingen, würde aber wohl die von Margarete Moulin beschriebenen negativen Folgen zurückdrängen und den Frauen (und Männern) weiterhin die Freiheit lassen und stärken.

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