Das Gegenteil von „Gut“ ist „gut gemeint“

Ich habe gestern diesen TED-Talk gesehen, in dem es darum ging, was die USA von Deutschland in Bezug auf Gefängnisse lernen kann. An einer Stelle kommt er auf ein Gespräch mit den Vollzugsbeamten zu sprechen, bei dem er (und seine Reisegruppe, die auch aus einem verurteilten Mörder bestand), fragte, ob den Häftlingen in der Gefängnisküche auch Messer zur Verfügung stünden. Ich fand das interessant, weil ich dieselbe Frage auch gestellt habe, als ich im Rahmen des Referendariats eine Justizvollzugsanstalt besuchte. In beiden Fällen fiel die Antwort annähernd gleich aus: Ja, die Häftlinge bräuchten das schließlich zum Kochen.

Der Vortragende kommt im Verlauf des Vortrags dann auch auf die Menschenwürde zu sprechen, welche der Grund sei, warum wir unsere Gefangenen so behandeln, wie dargestellt. Dass wir damit auch besser fahren, als die Vereinigten Staaten, sollte das Video auch zeigen.

Frau Hänel verabschiedet sich nun offenbar aus gut gemeinten Gründen von der Menschenwürde. Ich bin über den Beitrag von Thomas Fischer darauf gestoßen, der dazu schon das Wesentliche bemerkt hat. In diesem Zusammenhang sei auch an diesen Beitrag erinnert. Mir kommt es so vor, als würden wir in letzter Zeit immer häufiger „aus guten Gründen“ die Axt an Prinzipien legen, denen wir aus (anderen) guten Gründen verpflichtet sind.

Frau Hänel wähnt sich auf der richtigen Seite und ist bestimmt überzeugt, Gutes zu tun. Dabei bemerkt sie nicht, welchem Gedanken sie die Tür einen Spalt weit aufmacht. Wenn man den Gedanken einmal zugelassen hat, es wäre „sozialpolitisch“ sinnvoll, Abtreibungen zu erleichtern, weil sie ja auch vermeintlich positive Effekte hat (hier die Kriminalität zu verringern, wie von Frau Hänel impliziert), dann ist es nicht mehr so weit, bis ins „Qualityland“, von Marc-Uwe Kling, wo Menschen (wie teilweise in China schon) einen „Level“ von 1 – 100 haben. Ab Level 9 und niedriger ist man „Nutzloser“. Im Buch (das ich für sehr lesenswert halte) werden Abtreibungen für „Nutzlose“ sogar staatlich gefördert. Ab Level 30 (?) aufwärts, sind Abtreibungen dann keine Kassenleistung mehr und enorm teuer.

2 Kommentare zu „Das Gegenteil von „Gut“ ist „gut gemeint“

  1. Levitt’s ursprüngliche Studie hat weiteren Analysen nicht standgehalten, Folgestudien sind nicht so eindeutig so dass man argumentativ vorsichtig sein sollte sich darauf zu berufen (in beiderlei Richtung).

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