Gestern ging das Strafverfahren gegen Joaquín Guzmán, besser bekannt als „El Chapo“, mit einem Schuldspruch nach nur etwas mehr als 3 Monaten zu Ende. Zur Erinnerung, das Verfahren gegen den verbleibenden Kopf des NSU (und anderer 8 Angeklagter) dauerte über 5 Jahre.
Der Prozess gegen Guzmán begann am 05. November 2018 (wenn man das Plädieren auf „nicht schuldig“ dazu nimmt, begann der Prozess schon am 20. Januar 2017). Verhandelt wurden von den 17 angeklagten Fällen nur 10, um den Prozess zu beschleunigen. Insgesamt wurden 56 Zeugen gehört, wovon wenigstens 14 zum engeren Kreis Guzmáns gehörten. Die Schlussvorträge fanden am 31. Januar 2019 statt (1 Tag!). Die Jury brauchte 6 Tage für die Beratung, danach fiel das Urteil am 12. Februar 2019.
(Wikipedia)
Demgegenüber wurden allein im NSU-Prozess schon 56 Sachverständige
gehört. Hinzu kamen 540 Zeugen. Die Bundesanwaltschaft begann am 25. Juli 2017 mit ihrem Plädoyer. Die letzten Worte der Angeklagten waren am 3. Juli 2018 (also ca. 1 Jahr später). Die Urteile fielen am 11. Juli 2018.
Beide Urteile sind noch nicht rechtskräftig, ich habe aber so eine Vermutung, in welchem Verfahren zuerst Rechtskraft eintritt. Mich würde wirklich interessieren, wie diese enormen zeitlichen Differenzen zustande kommen. Wir reden hier immerhin über den vermeintlichen Kopf einer international agierenden kriminellen Vereinigung.
Ich verstehe Sie nicht. Wünschen Sie sich für Deutschland amerikanische Verhältnisse in der Justiz?
Freundliche Grüße aus Brandenburg
Nein, wie kommen Sie darauf? Bevor ich mir irgendwelche Verhältnisse wünschen kann, muss ich ja zunächst einmal verstehen, wie die verglichenen Verhältnisse funktionieren. Das es deutliche Unterschiede gibt, machen diese beiden Fälle deutlich.
Nun, es ist ja nicht so, als wären die USA ein Rechtsstaat. Das ist ein mittelalterliches Rachesystem mit Staatsmord (beschönigend „Todesstrafe“ genannt). Alleine der Gedanke, dass irgendwelche ungebildeten Schwachmaten (z. B. Trump-Wähler) als Geschworene darüber befinden, ob jemand schuldig ist oder nicht, ist völlig absurd.
Wenn ich mich recht erinnere, haben die USA eine höhere Rate an Fehlurteilen.
Dafür hat Deutschland mehr Verdächtige, die unnötig lang in U-Haft sitzen, weil sich ihr Verfahren hinzieht. Auch da sind Unschuldige dabei.
Das eine ist Unrecht und das andere nicht Recht.